Harnuntersuchungen
Die Harnuntersuchung gehört ebenso wie die Blutuntersuchung zur Routinediagnostik und dient zur Vorsorge, Diagnose und Behandlungskontrolle verschiedener Erkrankungen, die die Nieren, Harnleiter, Blase oder die Harnröhre betreffen. Liegt ein Verdacht auf eine Harnwegsinfektion oder Nierenerkrankung vor oder zumindest eine Beteiligung der Niere daran (z.B. Diabetes, aber auch Tumore, Lebererkrankungen und hämolytische Erkrankungen), sollte immer eine Harnprobe untersucht werden. Die Harnanalyse beim Tier weicht dabei nicht von der Harnanalyse beim Menschen ab.
Parameter
Harnstatus inkl. Sediment
Als Harnstatus bezeichnet man die routinemäßige Untersuchung der Harnzusammensetzung zur Abklärung von Harnwegserkrankungen und den Harnwegen übergeordneten Erkrankungen (Leber-, Nieren- oder Stoffwechselerkrankungen). Das Harnsediment ist der feste Bestandteil des Urins und besteht u.a. aus roten und weißen Blutkörperchen, Zellen aus der Blase und den Harnwegen. Eine Veränderung in der Zusammensetzung des Sediments gibt wichtige Hinweise auf eine mögliche Harnwegserkrankung.
PARAMETER: spez. Gewicht, pH-Wert, Protein, Hämo-/Myoglobin, Bilirubin, Urobilinogen, Glukose, Nitrit, Ketonkörper sowie Erythrozyten, Leukozyten, Bakterien, Hefen, Zylinder, Epithelien, Kristalle
MATERIAL: Harn 5 ml
Kulturelle Harnuntersuchung
Diese Methode liefert bei Harnwegsinfekten (oder dem Verdacht darauf) wichtige Informationen bezüglich des Erregers und stellt eine wertvolle Hilfe bei der Behandlung des Infekts dar. Für eine mikrobiologische Harnuntersuchung wird möglichst steriler Harn benötigt. Da der Harn an sich bakterizid wirkt, wird empfohlen zusätzlich zur Urinprobe ein Tupfer mit Harn zu benetzen und diesen in Medium einzuschicken.
PARAMETER: pathogene Erreger, aerob, inklusive Keimzahlbestimmung
MATERIAL: Harn 5 ml und ein Abstrich vom Harn (Tupfer mit Medium)
Eiweiß-Kreatinin-Verhältnis (U-P/C)
Die chronische Niereninsuffizienz ist eine häufige Erkrankung im Tierreich und betrifft v.a. ältere Hunde und Katzen. Allerdings besitzt die Niere die Fähigkeit, eine Schädigung von bis zu 65% und sogar mehr gut abzupuffern, so dass beim Einsetzen der klinischen Symptomatik eine Therapie oftmals zu spät kommt. Eine frühzeitige Diagnostik der chronischen Niereninsuffizienz ist eine elementare Voraussetzung für einen frühen und damit erfolgreichen Beginn der Therapie! Das Eiweiß-Kreatinin-Verhältnis ist ein Parameter, der bereits in einem frühen Stadium Hinweise auf eine Nierenfunktionsstörung gibt. Können wichtige Eiweiße aufgrund der verminderten Filtrationsleistung der Niere nicht mehr zurückgehalten werden, werden diese vermehrt mit dem Urin ausgeschieden (Proteinurie). Setzt man diesen Eiweißverlust über den Harn zum Verhältnis mit dem Kreatininwert im Harn, so kann die Nierenschädigung deutlich exakter bestimmt werden.
BITTE BEACHTEN: Nicht aussagekräftig bei blutigem Urin!
MATERIAL: Harn 1 ml
Cortisol-Kreatinin-Quotient (Hund)
Das Cushing-Syndrom beim Hund (eher selten bei der Katze) kann sich in einer Vielzahl von Erscheinungsbildern äußern (Stammfettsucht, Polyurie, Polydipsie, Gefräßigkeit, dünne Haut, vermehrtes Hecheln, Muskel-schwund). Zur differentialdiagnostischen Abklärung gegenüber anderen endokrinen Störungen bietet sich der Cortisol-Kreatinin-Quotient an. Cortisol im „Nacht-Sammelurin“, also im Morgenharn, zeigt wesentlich konstantere Werte als die Messung im Blutserum. Dennoch sollten Proben von 2 Tagen untersucht werden, um mögliche Schwankungen korrekt interpretieren zu können.
MATERIAL: Morgenharn je 3 ml von 2 aufeinanderfolgenden Tagen (Proben unbedingt mit Datum beschriften!)
Gewebeübersäuerung (Pferd)
Wie wir Menschen sind auch unsere Pferde häufig von einer unerkannten, aber latenten und chronischen Übersäuerung betroffen. Diese sog. Azidosen können beim Pferd ein Begleitsymptom unterschiedlichster Beschwerden oder sogar die Hauptursache von Erkrankungen sein. Viele Krankheitsbilder lassen sich durch die Erkennung und Behandlung einer Übersäuerung gezielter und wirkungsvoller behandeln. Die wichtigsten Krankheitssymptome umfassen Muskelverspannungen, Kreuzverschlag, Ekzeme, Hufrehe, Koliken und v.a. Therapieresistenz. Mögliche Auslöser für eine Übersäuerung sind Bewegungsmangel, Fütterungsfehler (zu wenig Rauhfutter, zu viel Kraftfutter und eiweißreiche Ernährung), Mineralstoffmangel sowie eine vorliegende Dysbiose sein. Der Körper entledigt sich dieser Säuren in der Regel über den Darm (Durchfall, Kotwasser) und über die Nieren (Mineralstoffmangel). Können die Säuren nur noch unzureichend ausgeschieden werden, deponiert sie der Körper erst im Gewebe, später auch in Gelenken, Sehnen, Bändern und Muskeln. Die Folge sind ständige Muskelverspannungen, daraus resultierende Schmerzen und Abwehrreaktionen des Pferdes.
Da der Organismus bestrebt ist, die Pufferkapazität des Blutes möglichst lange stabil und aufrechtzuerhalten, kann eine Azidose erst in einem weit fortgeschrittenen Stadium festgestellt werden. Dagegen erlaubt eine Messung der Pufferkapazität des Urins schon viel früher ein Ungleichgewicht im Säure-Base-Haushalt festzustellen.
Der Säure-Base-Test nach Sander ermittelt den sog. Aziditätsquotienten AQ (Maß an freien Säuren) und Gesamtaziditätsquotienten NAQ (Maß an gebundenen Säuren). Ein erhöhter AQ weist auf eine latente Gewebeübersäuerung hin, während ein erhöhter NAQ (grundsätzlich immer höher als AQ) eine hohe Säurelast im Stoffwechsel widerspiegelt.
MATERIAL: Harn 10 ml, ca. 3h nach der Hauptmahlzeit
Kryptopyrrolurie inkl. Indikan
Die Kryptopyrrolurie (KPU) beschreibt einen chronischen Zink- und Vitamin-B-Mangelzustand, der zu einer verminderten Entgiftungsleistung des Körpers führen kann. Der Körper scheidet bei der KPU vermehrt Stoffwechselabbauprodukte des Häms aus. Beim Abbau von Häm (zentraler Bestandteil des Hämoglobins) entsteht Pyrrol, das normalerweise über die Gallenwege mit dem Stuhl ausgeschieden wird. Liegt eine KPU vor, wird das Pyrrol vermehrt über die Niere und somit mit dem Urin ausgeschieden anstatt mit dem Stuhl. Problematisch ist hierbei, dass das Pyrrol in der Niere viele Vitalstoffe wie z.B. Vitamin B6, Zink und Mangan komplexieren kann und diese bei der Ausscheidung „mitnimmt“. Um alle Störfaktoren auszuschalten, sollten hochdosierte B-Vitamine eine Woche vor Probenentnahme abgesetzt werden.
MATERIAL: Harn 3 ml (lichtgeschützt im Spezialröhrchen versenden, bitte bei uns bestellen!)